Der Ostseeman - Ironman Christoph Teege

In nur 8 Monaten zum ersten Ironman-Finish
Ironman – Das sind 3,8km Schwimmen, 180 km Rad fahren und ein Marathon (42,195km). Es war meine erste Langdistanz. Es war überhaupt mein erster Triathlon! Und einen Marathon bin ich auch noch nicht gelaufen.

Am 1. August 2010 startete ich in Glücksburg beim Ostseeman. Ich habe mich auf diesen Tag 8 Monate intensiv vorbereitet. Mit dem Laufen habe ich vor 2 Jahren angefangen, um mir leichter das Rauchen abzugewöhnen. Damals war ich 27 und ich habe mir Frage gestellt: Warum rauche ich überhaupt? Die ersten Läufe waren grausam. Nach 20min musste ich aufhören, weil mein ganzer Körper geschmerzt hat. Meine Freundin Judith schenkte mir zur zusätzlichen Motivation das Buch „Vom Junkie zum Ironman“. Sie wusste nicht, was sie tat. Die Geschichte hat mich tief berührt. Ich war zutiefst beeindruckt von der menschlichen Leistung. Kurze Zeit später habe ich mich gefragt, ob ich das schaffen könnte. Ob ich 3,8km schwimmen, 180km Rad fahren und dann noch einen Marathon laufen könnte. Ich habe diese wahnsinnige Idee erst mal für mich behalten und keinem erzählt, was ich vor hab. Also was war zu tun? Ich musste Kraulen und richtig laufen lernen. Um das Rad fahren kümmern wir uns später.

Ich besorgte mir Bücher über Trainingssteuerung, mentales Training, Lauftechnik, guckte mir stundenlang Videos über die richtige Kraultechnik an und ließ mich in Sachen Ernährung von einem Experten beraten. 2009 habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und mich für den Ostseeman angemeldet. „Wenn nicht jetzt, wann dann…“, dachte ich mir.

Über die Homepage vom Veranstalter habe ich meine zukünftigen Trainer vom Tricamp (www.tricamp.de) kennen gelernt. Das Rundumsorglos-Paket zum Ostseeman-Wettkampf hat mich sofort überzeugt. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. Rückblickend war es das Beste, was ich nur machen konnte.

Im Januar bekam ich den ersten Trainingsplan. Durch gutes Zeit- und Selbstmanagement konnte ich das Training sehr gut in mein Privat- und Berufsleben integrieren. Ich hatte zu der Zeit noch einen Full-time-Job als Maschinenbau-Ingenieur und zusätzlich die SpeedReading-Seminare. Das hieß morgens um 5 Uhr aufstehen, dann schwimmen gehen. Anschließend zur Arbeit. Nach der Arbeit dann noch eine Lauf- und/ oder Radeinheit und abends noch die Seminare vor- und nachbereiten. Das war manchmal ganz schön stressig, aber ich habe es so gewollt.
Ostseeman 2010 - der Feinschliff-Countdown läuft
Ich hatte ein gutes Gefühl. Ich fühlte mich topfit, hatte aber auch meine Zweifel. Ob man wirklich fit genug ist, dass weiß man erst, wenn es soweit ist.

Ich bin ein paar Tage vorher angereist und habe schon mal Glücksburg, die Rad- und Laufstrecke erkundigt. Geschwommen wird in der Ostsee. Um mich an das Salzwasser, die Wellen und die Quallen zu gewöhnen, bin ich vorher die Strecke abgeschwommen. An einer Stelle bin ich durch ein Quallennest geschwommen. Das hat sich angefühlt als wenn man mit den Händen die Quallen aufgespießt hätte. Bäh!!! Ich habe nur gedacht: Hoffentlich ist das morgen nicht so schlimm mit den Quallen.
Das Rennen
Es ist Sonntag 4.00 Uhr. Mein Wecker klingelt. Noch genau 3 Stunden bis zum Start. Voller Vorfreude springe ich aus dem Bett, geh frühstücken und fahre dann zum Wettkampfgelände.

Am Tricamp-Stand warteten schon meine Trainer Tobi und Judith auf mich. Ich gehe in die Wechselzone und gebe meine Kleiderbeutel ab. Dann „wecke“ ich mein Bike. In den letzten 8 Monaten und nach unzähligen Trainingskilometern hat man ja mittlerweile eine Beziehung zu seinem Bike aufgebaut. Ein letztes Mal den Luftdruck kontrolliert und dann den Neo anziehen. Schließlich sind es nur noch 20min bis zum Start.

Ich blicke mich um und sehe schon die Zuschauer. Ich bekomme eine Gänsehaut. Diese Vorfreude war echt schon gigantisch. Ich gehe zum Strand und sehe schon die anderen Athleten. Am Steg und am Strand steht das Glücksburger Publikum. Dann ist es endlich soweit: das Publikum zählt von 10 runter - dann der Startschuss und los geht’s. Der 9. Ostseeman hat begonnen.

Ich fang an zu schwimmen. Die Ostsee war spiegelglatt und zu meinem Glück kaum sichtbare Quallen vorhanden. Nach 1 Stunde und 12min war ich fertig. Wow, was für ein geiles Gefühl. Ich komme aus dem Wasser, schnappe meine Kleiderbeutel und laufe in die Wechselzone.

Das Umziehen ist nur im Zelt erlaubt, am Rad wäre das auch viel zu eng. Also den Neo ausgezogen, einen Energieriegel gegessen und ab zum Rad. Am Wechselbalken standen sie alle. Meine Trainer, meine Freundin und meine Kumpels. Sie haben noch mal alles Gute gewünscht. Ich habe nur gedacht: „Danke! Ich danke euch!“.
Dann geht’s los
Beim Ostseeman werden 6 Runden á 30 km gefahren. Wer glaubt, dass die Region an der Ostsee nur flach ist, der irrt. Immer wieder gibt es kurze knackige Anstiege und jede Menge Richtungswechsel. So habe ich das Radfahren als sehr kurzweilg empfunden. Besonders intensiv war der Streckenabschnitt, der durch Glücksburg führt. Das Glücksburger Publikum war wirklich großartig. An dieser Stelle einmal ein ganz großes Dankeschön.

Nach 5 Stunden und 52 Minuten war ich dann fertig mit dem Radfahren. Jetzt noch den abschließenden Marathon überstehen und dann habe ich mein großes Ziel erreicht. Es werden 5 Runden á 8,4km gelaufen. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren und überzocken. Also ganz ruhig in deinem Tempo laufen. Obwohl ich schon fast 8 Stunden unterwegs war, fühlten sich die Beine gut an. im Kopf konnte ich noch klar denken. Die ganze Schinderei der letzten Monate zahlt sich aus. Ich war verdammt gut vorbereitet. Die letzten 2 Runden waren für mich die schwierigsten. Meine Füße taten höllisch weh. Aber Aufgeben war keine Option. Also Zähne zusammenbeißen und durch. So kurz vor dem Ziel gebe ich nicht auf. Ich habe mir immer wieder mein Zielfoto visualisiert, so wie ich es die Monate vorher im mentalen Training gemacht habe. Das gab mir Kraft und so konnte ich schließlich die letzten beiden Runden überstehen. Mein mentales Training hat sich ausgezählt. Und dann war es soweit: Noch einen Kilometer bis zum Ziel!!

Ich sehe das Ziel. Die Vorfreude ist unerträglich, die Schmerzen waren auf einmal wie weggeblasen. Und dann war ich am Ziel meiner Träume: Nach 11 Stunden 52 Minuten und 4 Sekunden habe ich die Ziellinie durchlaufen. Die Gefühle waren überwältigend. Es platzte aus mir raus. Ich habe einfach nur laut geschrieben. Es gab kein Halten. Die Freude war grenzenlos. Was da in einem abgeht ist kaum mit Worten zu beschreiben.

In der Wechselzone habe ich die Schuhe ausgezogen. Jetzt wusste ich, woher die Schmerzen kommen. An beiden Füßen eine Blase, Durchmesser so groß wie zwei 5 Mark-Stücke. Aua… aber egal, die Freude ist größer. Ich bin ein Ironman :-)
Christoph Teege
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